“Training Minosia facilitators” 21.09 bis 30.09 &
„ EduLARping on migration & inclusion“ 25.09 bis 29.09
Ende September luden wir zu unserem ersten großen Erasmus+ „Doppeltraining“ ein. Ein Teil dieses Seminares war ein ToT (Train the trainers) Seminar für angehende Multiplikator:innen der Minosia Labyrinth Methode. Damit die neu angehenden Trainer:innen ihr neu erlerntes Wissen gleich anwenden und die Methode mit einer Gruppe ausprobieren konnten, bestand der zweite Teil des Trainings aus einem klassischen Erasmus+ Programm. In diesem kam eine gemischte Gruppe aus verschiedenen Ländern Europas zusammen, um sich gemeinsam über vier Tage mit der Komplexität von Migrationsprozessen, den Hindernissen und Schwierigkeiten, die Migrant:innen und Flüchtlingen in Europa begegnen sowie eigenen und kollektiven Privilegien, Vorurteilen und Stereotypen auseinanderzusetzen.
Kulisse dieses Trainings war die wunderschöne Bergnatur des Naturparks Hoher Meissner. Inmitten dieses Naturparkes liegt das neu entstehende Seminarhaus Schwalbenthal, welches uns 10 Tage lang beherbergte. Gastgebende für das Seminar waren solar e.V und die niederländische Organisation New Women Connectors.
Für den ersten Teil des Trainings waren wir 10 Menschen: das Orga-Team und vier angehende Trainer:innen, welche alle schon eine eigene „Minosia Reise“ (Seminar) durchgemacht haben und zukünftig die Methode in Frankreich, der Niederlande und Deutschland anwenden möchten.
So lag der Fokus in den ersten Tagen auf dem Rahmen, den die Trainer:innen halten, wenn sie eine Gruppe auf ihrer Minosia-Reise begleiten. Auch die Hintergründe, der Aufbau und Ablauf sowie die logistischen Herausforderungen und Anforderungen der Methode wurden besprochen. Mit spielerischen Energizern, Einstiegen in Theatermethoden und Rollenspiel sowie Fragen und Diskussionen vergingen die ersten vier Tage wie im Flug. Bald schon rückte der Tag heran, an dem die Erasmus+ Gruppe anreisen sollte, welche Minosia spielen und durch die neu ausgebildeten Trainer:innen begleitet werden würde. Letzte Vorbereitungen wurden bis zur letzten Minute getroffen.
Die logistischen Gegebenheiten des Ortes (es gab 2 Seminarhäuser) sowie die bereits ereignisreichen und mit Seminar angefüllten Tage vor der Anreise der Gruppe stellten eine Herausforderung für die neuen Trainer:innen dar. Trotz wenig Schlaf und Ruhe nahmen sie die rund 30 Personen starke Gruppe am 25.9 in Empfang und die Aufregung mit einer fremden Gruppe die Minosia Reise anzutreten, legte sich schon bald, da die Gruppe großartig war. Der Großteil der Teilnehmenden hatte selbst eine Migrations- und/oder Fluchterfahrung und war bereits in diversen Kontexten aktivistisch und professionell in diesem Bereich tätig. Es stellte sich schnell ein Gemeinschaftsgefühl ein, welches sich über die nächsten Tage noch verfestigen sollte.
Das frühe Aufstehen ist meist eine der Schattenseiten von Seminaren (vor allem für Nachteulen), doch hier auf dem Hohen Meissner zauberte der morgendliche Sonnenaufgang bunte Streifen an den Himmel und Lichtreflexe auf den im Tal wabernden Nebel. Dieses allmorgendliche Schauspiel lockte über die Woche so einige Teilnehmenden früh aus dem Bett und die, die es doch nicht schafften, konnten später die Fotos in der WhatsApp Gruppe bewundern.
Neben allerlei Fotos wurden über die Woche Geschichten, Meinungen, Erfahrungen und viele Mahlzeiten geteilt. Die Mittagspause lud zum Erkunden der umgebenden Natur ein und in den Abenden wurden erfundene Kartenspiele gespielt, gesungen, geraucht, geredet und gelacht. Die Zeit am Hohen Meissner fühlte sich für viele an wie eine kleine Parallelwelt, die außerhalb des eigenen Alltags existierte und sich unglaublich lang und kurzlebig zugleich anfühlte.
Die vier Trainer:innen leiteten die Gruppe durch das Programm und begleiteten, unterstützt vom Orga-Team, den Rollenspiel-Tag. Hier gab es eine Besonderheit, denn zum allerersten Mal, war Minosia (das Phantasieland, in welches ein Teil der Spielenden migrieren wollte und in welchem der andere Teil in diversen Ämtern und Jobs arbeitete) ein unbekannter Ort für die Teilnehmenden. Es gab eine zweite Unterkunft am Fuße des Berges, in welchem die Gruppe untergebracht war. Am Spieltag mussten dann einige in ihrer Rolle als Migrant:in den Berg erklimmen und herausfinden, wo Minosia überhaupt liegt, bevor sie einen Weg hineinfinden konnten.
Nach dem dreieinhalbstündigen Rollenspiel wurde dieses für den Rest des Seminares ausgewertet. Die eigene Position im Gegensatz zu dem gespielten Charakter wurde reflektiert, die entstandenen und beobachteten strukturellen Hindernisse wurden besprochen und auf reale Gegebenheiten übertragen. Die Themen strukturelle Diskriminierung und Ungerechtigkeit, Inklusion, Intersektionalität sowie die Frage, wie wir Privilegien teilen oder nutzen können wurde diskutiert.
Das Seminar endete nicht unbedingt mit Antworten auf alle aufkommenden Fragen, aber mit dem Gefühl in dem Kampf für eine gerechtere Welt, in der sich alle Menschen frei bewegen dürfen und können, nicht allein zu sein.
Nach dem die Gruppe abgefahren war, reflektierten das Team und die neuen Trainer:innen über die Zeit, die Konflikte, die aufgekommen waren und über die eigene Rolle als Leiter:in einer Gruppe. Am 30. September ging es dann für alle zurück nach Hause und viele von uns werden die Zeit am Hohen Meissner, das Gruppengefühl, die Bergluft und das Rauschen des Windes auf jeden Fall vermissen.
Für weitere Infos, kannst du die Minosia-Website besuchen: https://www.minosia.eu/.