Mit be aware! bieten wir noch bis Oktober 2018 für Gruppen, Organisationen und Netzwerke auch die Möglichkeit eines unserer Seminare bei euch durchzuführen. Wenn Ihr mit Geflüchteten und/oder Migrant_innen arbeitet/aktiv seid, bzw. Euch für den Umgang und die Arbeit mit diesen sensibilisieren und fortbilden möchtet und dazu gern eines unserer unten aufgeführten Seminarthemen bei euch vor Ort anbieten wollt, dann meldet Euch einfach per Email bei uns!
Was wir von euch erwarten:
- Organisierung eines geeigneten Seminarraums und der Verpflegung während des Seminars.
- Absprache des genauen Rahmens für das Programm des Seminars
- Teilnehmer_innenorganisation
- Ein Eigenanteil für unsere Leistung in Höhe von 300 – 500€*
(* An Anlehnung an die üblichen Teilnahmebeiträge bei be-aware! Seminaren.)
Folgende thematische Schwerpunkte können wir im Rahmen von be aware! anbieten:
Seminar 1: Vorurteile, Macht, Diskriminierung – Anti-Bias Arbeit in der Praxis
Der Anti-Bias-Ansatz ist ein maßgeblich in Südafrika (nach der Apartheid) weiterentwickelter pädagogischer Ansatz zur Auseinandersetzung mit eigenen rassistischen Vorurteilen & Stereotypen. Der Anti-Bias-Ansatz zeichnet sich durch seine starke praxis- & handlungsorientierte Ausrichtung aus, Ausgangs- & Ansatzpunkt für Veränderungen hin zu einer diskriminierungsfreieren Gesellschaft ist dabei immer die eigene Person. Mit intersektionalen Ansätzen in der politischen und entwicklungspolitischen Bildungsarbeit sind pädagogische Methoden gemeint, die die Verschränkung und Interdependenz verschiedener Positionen sozialer Ungleichheit (wie Ethnizität, Klasse, Geschlecht, Nationalität etc.) in den Blick nehmen und gleichzeitig verschiedene Perspektiven (Nord- & Südperspektiven) in die Bildungsarbeit integrieren. Mit Hilfe dieser Ansätze lässt sich die Komplexität von Flucht- & Migrationsursachen besser verstehen, da verschiedene Faktoren (Pull- & Push-Faktoren)& ihre Wechselwirkungen, die zum Verlassen des Herkunftslandes führen, berücksichtigt werden. Damit helfen intersektionale Ansätze auch dabei, stereotype Erklärungsmuster für Flucht und Migration, die von Rechtspopulisten und Rassisten zur Stimmungsmache benutzt werden, zu erkennen, zu entlarven und zu widerlegen.
Seminarthema 2: Forum-Theater – Intervention gegen Alltagsrassismus
Forum-Theater ist die zentrale Methode im Konzept des Theaters der Unterdrückten, entwickelt von Augusto Boal in Brasilien. Sie ist eine partizipative Form des Theaters, in dem die strikte Trennung zwischen Zuschauenden und Schauspielenden verschwimmt: Die Schauspielenden stellen eine krisenhafte Situation auf der Bühne szenisch dar, die Zuschauenden sollen durch Improvisation in die Krisensituation intervenieren und alternative Lösungen für die Krise im Theaterspiel entwickeln. Mit Hilfe des Forum-Theaters können die Beteiligten das Intervenieren in Krisensituationen in einem geschützten Rahmen einüben. Damit erweitern sie ihr Handlungs-Repertoire, um zukünftig schneller und effektiver gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu intervenieren und sich für demokratische Werte und Pluralismus einzusetzen.
Seminarthema 3: Postkoloniale Perspektiven auf unsere „Südbilder“
Diese Ansätze sollen eine kritische Auseinandersetzung mit kolonialen Wahrnehmungsmustern fördern, indem unsere eigenen (teilweise vereinfachten) Bilder, Vorstellungen und Assoziationen von „dem globalen Süden“ aufgedeckt, hinterfragt und differenziert bzw. dekonstruiert werden. So wird beispielsweise „Afrika“ bis heute als ein homogener Kontinent (manchmal sogar als „ein Land“) beschrieben, die der Heterogenität z.B. der Klimazonen, Sprachen, Ethnien, Religionen nicht gerecht wird. Darüber hinaus wird auch die lange Geschichte dieser stereotypen „Südbilder“ beleuchtet, um zu verdeutlichen, wie tief verankert diese in unserem Denken und Handeln sind. B) Hintergrundwissen – Leben in der globalisierten Welt
Seminarthema 4: Auf den Spuren des deutschen Kolonialismus
In den letzten Jahren zeigt der soziale und politische Kampf von Nachkommen der Ursprungsbevölkerung der ehemaligen deutschen Kolonialgebiete erste Wirkungen: Ihre Perspektiven und Forderungen werden sichtbarer und sind in den gesellschaftlichen Diskursen vernehmbarer, erste Teilerfolge durch eine partielle Verantwortungsübernahme für die Verbrechen der Kolonialzeit durch die ehemalige Kolonialmacht wurden erzielt. Trotzdem gilt die Kolonialzeit vielen Deutschen bis heute als eher unwichtige Epoche. Als Teil der kritischen Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus wird in den Blick genommen, welche Auswirkungen die (post-)kolonialen Ordnungen (gesellschaftlich, politisch, sozial, kulturell, ökonomisch) bis heute auf das Leben der Menschen in den ehemaligen Kolonien haben und wie diese mit heutigen Migrations- und Fluchtbewegungen zusammenhängen. Dazu werden auch Aktivist_innen mit Flucht- und oder Migrationserfahrungen aus diesen Ländern eingeladen, um Südperspektiven auf deutsche Kolonialgeschichte sichtbar zu machen und um zu lernen, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den jeweiligen Erinnerungskulturen aus Sicht der Kolonialmacht und der Kolonialisierten in Bezug auf den deutschen Kolonialismus liegen.
Seminarthema 5: Was hat unser Lebensstil mit Flucht und Migration zu tun?
In der öffentlichen Diskussion um Flüchtlinge wird selten thematisiert, dass die reichen Industrienationen – seit dem Kolonialismus – die Grundlagen für Flucht und Migration auch selbst schaffen (Konsumverhalten, Rüstungsexporte, diskriminierende Organisation des Welthandels etc.). Eine Analyse der- und eine Auseinandersetzung mit den historischen und aktuellen Verantwortlichkeiten ist ein notwendiger erster Schritt, um konkrete Handlungsmöglichkeiten für eine gerechtere Welt zu entwickeln und sie im konkreten Lebensalltag umzusetzen. Gleichzeitig kann die Beschäftigung mit diesem Thema helfen, die Argumente, dass die Geflüchteten und MigrantInnen ungerechtfertigterweise Hilfe in Anspruch nehmen, zu widerlegen.