Die Übung eignet sich besonders zum Einsatz im Rahmen eines Anti-Bias-Seminars.
Für 10-20 Teilnehmende
Inhaltliche Zielrichtung
- Gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse, Privilegierungen und Benachteiligungen erkennen und für die ungleiche Chancenverteilung in der Gesellschaft sensibilisieren
- In die realen Lebensbedingungen von minorisierten Gruppen einfühlen
- Fördern sozialer Empathie mit Menschen, die nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehören
- Reflexion der eigenen Position in der Gesellschaft
Dauer
ca. 45 Minuten (ohne Zusatzübung „Ein Schritt nach vorne“)
Material
Stifte, Notizblätter, Flipchart-Papier, Wolle in ca. 10 verschiedenen Farben
Ablauf
- Bereiten Sie ein Flipchart-Papier vor, auf dem sie kleine Stücke der mitgebrachten Wollfarben untereinander aufkleben.
- Fragen Sie die Gruppe nach ihnen bekannten Personeneigenschaften, die Privilegien bzw. de-privilegierte Situationen für Menschen mit sich bringen können. Schreiben sie zentrale Kategorien wie „männlich“, „weiß“, „reich“, „arm“, „gebildet“ neben die aufgeklebten Wollstücke.
- Nachdem 10-12 Eigenschaften gesammelt wurden, teilen sie die Wollballen aus und fordern Sie die Teilnehmenden auf, sich in einen großen Kreis an die Wände des Raums zu stellen, den Faden eines Wollballens an einem festen Gegenstand im Raum (Wand, Heizung, Fenster, Stuhl…) zu verknoten und den Ballen dann einer anderen Person zuzuwerfen/rollen. Es entsteht ein dreidimensionales Netz aus Fäden (siehe Bild) in dem die Wollfäden an verschiedenen Punkten Knoten bilden und sich „verknüpfen“.
- Nachdem das Netz so geknüpft wurde, setzen sich alle in mitten der Fäden hin und werden aufgefordert, einen Knotenpunkt im Netz ausfindig zu machen und die verschiedenen Eigenschaften, die an dem Knotenpunkt zusammen kommen zu notieren.
- Fordern Sie die Teilnehmenden nun auf, sich aus diesen Eigenschaften einen imaginären Charakter auszudenken und dessen Beschreibung auf dem Notizblatt zu aufzuschreiben.
- Nach 5-8 Minuten fordern Sie die Teilnehmenden auf, sich gegenseitig ihre Charaktere vorzustellen.
Nun bietet es sich an mit der Übung „Schritt nach vorne“ (in einem anderen Raum oder draußen) weiterzumachen. Hierzu können entweder die selbst entwickelten Charaktere oder auch die vorgegebenen Charaktere aus der Übung verwendet werden.
In der Auswertung der Übung werden nun auch Eindrücke aus dem „Wollnetz“ mit einfließen. Sie können zur besseren „Visualisierung“ den letzten Teil der Auswertung auch wieder in dem Raum mit dem Wollnetz fortführen.
Auswertung
Wenn die Übung ohne die Übung „Schritt nach vorne“ durchgeführt wird, empfehlt sich eine direkte Auswertung im Anschluss an die Vorstellung der selbstgeschriebenen Charaktere im Plenum:
Mögliche Fragen für diese Phase sind:
- Wie war die Übung für Sie?
- War es einfach/schwierig, sich einen Charakter auszudenken? Was kam dabei zuerst in den Kopf?
- Konnten Sie sich die jeweiligen Lebensbedingungen vorstellen? Was war unklar?
- Wo waren Sie sich unsicher?
- Wie war es, sich darüber auszutauschen?
Ein Kommentar
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