
“Mehrere Projekte des KuBiZ” haben vor Kurzem ihre Sichtweise auf den aktuellen Konflikt um die Räumung einer Wohnung veröffentlicht. Unser Kollektiv ist im Rahmen der Vereine OBUK e.V. und solar e.V. und dem Tagungs- und Seminarhaus tagungswerk tätig. Wir wollen dazu Stellung nehmen, weil wir dieses KuBiZ-Statement nicht mit verfasst und getragen haben, aber von vielen Seiten auf den Konflikt und die zahlreichen kontroversen Diskussionen angesprochen wurden.
Wir sind seit einigen Jahren nicht mehr Teil der “Selbstverwaltung” in dem stark fragmentierten und von Macht-, Mobbing und Othering-Prozessen geplagten KuBiZ-Projekt. Nicht weil wir Selbstverwaltung nicht gut finden, sondern weil wir eine intensive Aufarbeitung der Konflikte im Haus an der alle Parteien im Haus teilnehmen als Voraussetzung einer funktionierenden Selbstverwaltung ansehen. Dazu gibt es jedoch seit Jahren kein Einvernehmen und keine ausreichende Bereitstellung von Ressourcen durch alle Beteiligten.
An den Entscheidungen die zur neuerlichen Eskalation und schließlich zur Räumung der besetzten WG führten haben wir nicht partizipiert und davon auch nur im Nachhinein erfahren. Über stark steigende Mieten und ausbleibende Instandsetzungsmaßnahmen partizipieren wir jedoch an ihren negativen Auswirkungen.
Die Gruppe, die diese Wohnung besetzt hatte, verhielten sich aus unserer Sicht komplett unsolidarisch. Sie zerstörten Infrastruktur im Haus, beschmierten die Wände immer wieder groß mit Kampfparolen bis hin zu Drohungen und brachten damit andere Kollektive und politische Gruppen im Haus – ungeachtet deren eigener Position – in Gefahr und dies auch noch in der für uns alle besonders schwierigen Zeit von Corona!
Sie lebten auf Kosten von anderen Kollektiven, die selbst in Geldnot waren, einschließlich uns (Kollektiv mit Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Positionen).
Wir stehen der Einbeziehung der Polizei zur Räumung der WG kritisch gegenüber und sehen die Verantwortung hierfür beim Vereinsvorstand und dem Projekterat im KuBiZ, nicht beim Gerichtsvollzieher.
Aus unserer Sicht sind Gewaltverhältnisse im KuBiZ-Projekt auf unterschiedlichen Ebenen und in den unterschiedlichen Fraktionen des Projekts virulent und sie bedürfen einer dringenden strukturellen Bearbeitung. Ansätze der Bearbeitung der Gewaltverhältnisse im Projekt über individuelle Schuldzuweisungen ohne Beachtung ihrer strukturellen Verankerungen und Bedingtheiten sehen wir als gescheitert an.
Wir stehen damit der in der Stellungnahme behaupteten „Möglichkeit“ den existenzbedrohenden Zustand zu beenden, Menschen einen Schutzraum und konfliktarmes Leben und Arbeiten zu ermöglichen“ sehr skeptisch gegenüber. Trotzdem hoffen wir, dass eine weitere Zuspitzung der Konflikte vermieden werden kann, indem alle Akteure sich bewusst und willentlich auf den (wohl langen und sicher auch anstrengenden) Pfad der Konfliktbearbeitung begeben.
Da wir oft auch auf das Thema der Corona-Problematik angesprochen werden: Wir sehen Impfungen als sinnvolles und wirkungsvolles Mittel der Pandemiebekämpfung an und halten Maßnahmen der Kontaktreduktion wie sie in den vergangen Jahren (mehr oder minder sinnvoll und erfolgreich) angewendet wurden und auch unsere Arbeit in existentieller Weise betroffen haben für dringend notwendig. Wir sehen dies als selbstverständlichen Akt der Solidarität insbesondere mit den schwächeren Menschen in unserer Gesellschaft und auch weltweit. Die Teilnahme an rechts-offenen Protestveranstaltungen von Impfgegner:innen und Corona-Leugner:innen durch Leute aus dem Projekteumfeld des KuBiZ sehen wir kritisch. Aber auch in diesem Punkt sehen wir den projektinternen Umgang mit dem Thema und die neuerliche Verknüpfung des Themas mit dem Räumungsthema nicht als einen Beitrag zur Verständigung und Konfliktbearbeitung.